«Den Camino geht man nicht mit den Füßen», sagt der Pater zum Abschied: «You have to go it by heart, not by foot.» Aber wie geht man einen Weg mit dem Herzen, wenn die Füße davon nichts wissen und der Kopf sowieso seine eigenen Wege geht?Birgit Kelle zieht einfach los. 300 Kilometer zu Fuß, als Frau allein im Winter auf dem Jakobsweg bis nach Santiago de Compostela. Dabei hat sie nicht nur das Nötigste auf dem Rücken, sondern schleppt auch ein paar wütende Fragen mit im Gepäck: Kämpfe ich gegen den Wind, gegen einen Widersacher, oder nur gegen mich selbst?Auf dem Camino findet sie den Raum, um Dinge zu bewegen. Und trifft Menschen: «Es waren oft genau die richtigen zur richtigen Zeit. Wir waren Gefährten, alle auf demselben Weg, auch wenn man sich zeitweise aus den Augen verliert. Du musst hier keinem was erklären; ein unausgesprochenes gegenseitiges Verstehen liegt über diesem Weg.»«Es hat etwas von Freiheit, aber auch etwas vom Davonlaufen. Jeder hat seine Gründe, zu gehen. Jeder hat Ballast im Rucksack. Vielleicht sind die steinigen Geröllhänge in Wahrheit die emotionalen Schuttberge, die Millionen Pilger hier in den letzten Jahrhunderten mitgebracht und abgeladen haben.» Birgit Kelle
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